Jens Bisky – Sohn des ehemaligen PDS-Bundesvorsitzenden Lothar Bisky und älterer Bruder des Malers Norbert Bisky – gehört zu den bekanntesten Publizisten Deutschlands. Neben seinen journalistischen Arbeiten für das Feuilleton der Süddeutsche Zeitung veröffentlichte er bis dato vor allem Biographien: über Kleist, über Friedrich den Großen, zuletzt über die Stadt Berlin. Mit seinen Reflexionen Geboren am 13. August. Der Sozialismus und ich (Rowohlt Berlin, 2004) wandte er sich jedoch seinem eigenen Leben als Kaderkind in der DDR zu.
Ganz entscheidend im Hinblick auf diesen autobiographischen Essay ist dessen Veröffentlichungszeitpunkt. Denn Anfang der 2000er Jahre schwappte eine wahre Ostalgie-Welle über Deutschland, ausgelöst durch Jana Hensels Bestseller Zonenkinder (2002), der wiederum die ostdeutsche Antwort auf Florian Illies‘ Generation Golf (2000) war. Biskys Text schlug damals dezidiert in diese Kerbe, tat dies aber auf eine angenehm kluge und differenzierte Weise. Er vermied es, Klischees an Klischees und Schenkelklopfer and Schenkelklopfer zu reihen. Zudem war der Autor (Jahrgang 1966) – anders als die eben Genannten – nicht daran interessiert, ein Generationen-Porträt zu verfassen.
Dem Erlebten nähert sich Jens Bisky in seinem Buch subjektiv und dennoch klar und analytisch. Besonders interessant sind dabei jene Passagen, die in die ostdeutschen KünstlerInnenkreise der späten 1980er und frühen 1990er Jahre entführen. Bisky war, wenn auch nur als Nebendarsteller, kurz Teil dieser Bohème, die sich vor allem in Mitte und im Prenzlauer Berg tummelte. Und zwar als Partner des Drehbuchautors Wolfram Witt, der mit dem Film Coming Out – dem einzigen schwulen Film des DDR-Kinos – seinen größten Erfolg feiern sollte. Obwohl die Liebesbeziehung zwischen Bisky und Witt sowie das queere Ost-Berliner Nachleben nicht ausgespart werden, war der stets auf Krawall gebürsteten Sibylle Berg das Buch in einer damaligen Rezension „nicht schwul genug“. So meine ich mich zu erinnern. Doch Bisky neigt nicht zu Indiskretionen, das ist sein gutes Recht. Bis auf die etwas verwässerten Schlusskapitel ist ihm hier ein sehr lesenswertes Selbstzeugnis gelungen. Und so ein bisschen schwul ist es ja doch.