Baukasten für einen Buchbeitrag.
Photo: Keine Schönhauser Allee in Wien, das fällt also raus / auf besagter Straße in Berlin aber ein Wiener Feinbäcker, immerhin / Visualisierung des schönen Hausens, Wohnens, Lebens / Puppenhaus? / architektonisches Modell? / Klo? (nein, dafür ist das Buch zu gut) / perfekte Bebilderung: ein Vogelhaus / die weibliche Hauptfigur ist ein sprechendes Rotkehlchen mit Alkoholproblem, das passt gut / erster Photoversuch misslungen / schmuckes Vogelhaus gefunden, doch der Hintergrund stört / unerfreulich hässliche Straßenkreuzung / Photofail in eine Instagram-Story packen / die geschätzten Leser*innen möglichst plump darauf hinweisen, wie viel Mühe ich mir gebe / zwei Stunden spazieren im Prater / kein Vogelhaus gefunden / Buchgestaltung ohnehin eher unvorteilhaft (Bild stammt vom Autor selbst) / irgendwie mit dem lila Einband arbeiten / auf der Suche nach knalligen Farben / das MUMOK im Museumsquartier schmückt sich derzeit mit Blumen von Andy Warhol / Pop-Art passend zu Pop-Literatur (na zumindest wird im Buch viel gesungen) / Photo nun also vor allem: bunt / Sollte klar gehen.
Einstieg: Lobende Worte von Insa Wilke aus der Sendung lesenswert quartett aufgreifen / dadurch bin ich auf die Neuauflage des Romans (1999) aufmerksam geworden / Wilke bezeichnet das Buch als geglückten Wende-Roman: traurig, komisch und lebensklug / Promotion über Thomas Brasch, sie kennt sich gut aus / womöglich ist sie befangen / womöglich aber auch egal, da ich ihre Meinung teile / Einstieg verwerfen und vielleicht später nachreichen / Zunächst eigene Worte finden.
Einstieg (neu): Mit dem sprechenden Rotkehlchen Georgina beginnen! / ist doch cute / wenn auch: kurzsichtig / recherchiertes Online-Halbwissen zur Schau stellen / das Rotkehlchen gilt in Mythen und Sagen als Trägerin und Überbringerin der Sonne / Sinnbild von Feuer und Blitz / passenderweise kommt das Federvieh während einer rätselhaften Wettererscheinung (platzende Wolke) zur Welt / besser: verwandelt sich unversehens (war zuvor eine gewöhnliche Taube) / magische Grundstimmung / der Name der Vogel-Dame, Georgina, kommt aus dem Altgriechischen und verweist auf die Bäuerin bzw. das Verb arbeiten / passt demnach kein bisschen zu dem versoffenen Ding, das das Geschehen von oben herab kommentiert / hohes Identifikationspotential / passt schon viel besser: Rotkehlchen ist eine Biersorte der Brauerei Berliner Bürgerbräu / Alliteration beibehalten / Amazon-Bewertung der Biermarke vom 24. Juli 2018: „Ich bin sehr begeistert von dem Produckt und im schatten ei der wärme ist das Bier genau das richtige,gut gekühlt ist das Bier immer ein Hitt.“ / verifizierter Kauf / Bewertung offenkundig noch während des Konsums der Plörre verfasst.
Übergang schaffen vom billigen Bierwitz zu einem kurzen Abriss der Romanhandlung: Keine Ahnung, wie ich das hinbekommen soll / Übergänge im Buch von realistischen Darstellungen hin zu magisch-absurden Elementen allerdings auch völlig unvermittelt / Hilflos ein Zitat einfügen? / geht eigentlich immer / Zitat:
”„Ich stellte mir vor, dass ich eigentlich nicht existierte. Genausowenig wie es dieses Land noch gab.“
Peter BraschSchön hausen
Kurzer Abriss der Romanhandlung: Juni 1996, Sardinien / Glöckner und Bestatter Gianluca Cardinale will seinen Job an den Nagel hängen (Höhenangst) / letzte Kirchturmbesteigung und dann / Schwupps / landet er auf dem Alexanderplatz in Berlin / plötzlich Oktober / nun in Begleitung von Schnapsdrossel Georgina / haben beide keine Ahnung, was sie da sollen, scheint jetzt ihr Zuhause zu sein / lernen fleißig Leute kennen (Liste folgt) / landen auf der Schönhauser Allee / besuchen den Schriftsteller Peter Brasch und verlangen nach Anweisungen / dieser will die beiden loswerden und reicht ihnen Briefe, Einladungen und Erscheinungsaufforderungen / und darum kümmern sie sich dann / und lernen fleißig Leute kennen (Liste folgt) / müssen im Park übernachten / immer mehr Leute und immer mehr Ost-Biographien / weitere rätselhafte Wettererscheinung (Fernsehturm schwankt) / Showdown mit wandelndem Marx-Engels-Denkmal.
Allgemeinere Überlegungen: „1999 erschien mit Schön hausen ein Schelmenroman, in dem er [Peter Brasch] mit Mitteln des Magischen Realismus vom Verlorengehen zwischen zwei Gesellschaftssystemen erzählte.“ / Quelle: Wikipedia (Satz leicht umformulieren und dann einfach so tun als sei er von mir) / starke autobiographische Bezüge / einige Kapitel sind in der Ich-Form geschrieben und dieses Ich heißt Peter Brasch und dieser Peter Brasch geht im Roman einigermaßen verloren / verliert sich in seiner Wohnung und mag nicht mehr aus dem Haus gehen / aber: „Die Trennung von Autor und Erzähler ist sakrosankt!“ / Quelle: Philipp Tingler, Bachmannwettbewerb 2020, etwa zwölfmal wiederholt / autobiographisch, wenn auch kein Schlüsselroman / einige Figurennamen beziehen sich dennoch auf reale Personen / alle Figurennamen sind ausnahmslos schön.
Einige Figurennamen (völlig wahllos, aber ausnahmslos schön): die Imbissbudenbesitzerin Margarethe Schickedanz (fast: Unternehmerin) / Franz Kassendörfer, Intendant des Populären Protesttheaters (fast: Intendant der Volksbühne) / Isolde Terzki (Arbeitsamt Storkower Straße 118) / Bernd G. Kunerjee, Photograph (künstlerisch anspruchsvoll) / Verkäuferin Sylvia Seewalde (fast: Pralinenherstellerin) / Katrin Schulz a.k.a. Kathleen OʼHoulighan (fast: Hooligan) / Stadtschläfer Kalle Kurzweg aus Königs Wusterhausen (fast: kurz weg) / Peter Brasch (fast: Peter Brasch) / weiteres Zitat einfügen (because, why not?):
”„Schön hausen und mit einer freundlichen Frau verheiratet zu sein, ein Haus auf dieser Brücke haben mit zwei Ausgängen: nach Ost und nach West, morgens die Sonne aufgehen sehen und abends unter, darunter die fahrenden Züge zu hören, damit das Fernweh einschläft.“
Peter BraschSchön hausen
Allgemeinere Überlegungen, zweiter Teil: Ein Roman der Maßlosigkeit und Völlerei / Gianluca verdrückt zwölf Hot Dogs am Schnellimbiss / sehr viele andere Tiere, die am Leben bleiben dürfen: Straßenhunde, Taubenschwärme, Ameisen, Fledermäuse, schlaue Füchse, Enten, Bären aus Stein, usw. usf. / Verkäuferin Sylvia vernascht im Handumdrehen zig Schoko-Weihnachtsmänner (noch nicht abgelaufen, aber kauft ja niemand mehr) / ihre Chefin: not amused / insgesamt sehr viel Alkohol / Alkoholismus / ein Roman über das Nachwende-Berlin und den Prenzlauer Berg / Möglichkeitsräume, verpasste Chancen, voranschreitende Gentrifizierung / der Kollwitzplatz, „wo die vielen Pferdeschwanzmenschen mit den Funktelefonen sitzen“ / Geschäftsaufgabe und Vandalismus / ein Roman über den Wahnsinn und die Willkür der Bürokratie / Arbeitsamt, Einwohnermeldeamt, Steuerberatung, Sparkasse, TÜV / ein Roman über die ostdeutsche Transformationsgesellschaft / Arbeitslosigkeit, ABM-Stellen, Neonazis (hautköpfige Idioten).
Schlussworte: Ein Roman über Verlust und Schwermut. / Ein Roman über die Hoffnung.
Material ordnen und ausformulieren! Kann ja sonst niemand lesen.