Ivana Sajko: Liebesroman

Von 06.12. 2018 März 4th, 2020 Bücher
Tino Schlench - Literaturpalast - Ivana Sajko - Liebesroman 1

Die Blumen sind vertrocknet, ihr Wasser längst abgestanden und trübe. Sie haben bessere Tage gesehen, sind aber immer noch schön.

Dass die Beziehung des namenlosen Paares, das im Zentrum von Ivana Sajkos Liebesroman (Voland & Quist, 2017) steht, alles andere als harmonisch verläuft, das verraten bereits die ersten Seiten des Buches. Und man benötigt nicht viele Seiten mehr, um herauszufinden, dass sie von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Die weibliche Protagonistin mag Recht darin haben, dass sich die meisten Menschen nach Büchern sehnen, die trösten und Versprechungen machen, nicht aber „nach derartigen defätistischen Scheißbüchern, in denen alles bereits verloren und abgeurteilt sei, und die nichts mit Liebe zu tun hätten“. Doch verrät das vorliegende „Scheißbuch“ wohl mehr über das menschliche Miteinander, das wir gemeinhin Liebe nennen, als jede Kitsch-Romanze es je könnte. Und bedient sich dabei einer luziden, unsentimentalen Sprache von ganz herausragender Qualität. Für diese wurde der von Alida Bremer übersetzte Roman mit dem Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet.

Die kroatische Schriftstellerin und Dramaturgin Ivana Sajko inszeniert ihren Liebesroman als einen Stellungskrieg, der nur Verlierer kennt. Schuldzuweisungen und Demütigungen, wenig Handlungsspielraum, kaum Entwicklung: „Sie halten sich fest und lassen nicht los, sodass nicht klar ist, ob sie ficken oder sich gegenseitig abschlachten wollen“. Mann und Frau haben sie sich mehr vom Leben erhofft. Er ist Akademiker, überqualifiziert und dementsprechend arbeitslos. Sie wollte einst Schauspielerin werden und verdingt sich nun mit Werbung für eine Lebensmittelkette, für die sie Waschmittel- und Wurst-Jingles einspricht. Das ungeplante Kind hat Hunger und das Geld ist knapp. Und „es nutzt nichts, dass sie ihre Gürtel bis zum Durchmesser einer Halsschlinge enger geschnallt haben, denn auch andere haben das getan, und dennoch sind sie Opfer des defizitären Marktes geworden“. Ein Trauerspiel, perfekt in Szene gesetzt.

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