”„Die Nachricht von der wundersamen Entdeckung hüpfte wie eine gehetzte Henne durch die erleuchtete Hauptstadt.“
Michail BulgakowDie verfluchten Eier
Im April des Jahres 1928 kommt der kauzige Zoologie-Professor Wladimir Ipatjewitsch Pfirsichow dem „Strahl des Lebens“ auf die Spur. Dieser leuchtet – da wir uns in der sowjetischen Hauptstadt Moskau befinden – selbstverständlich rot und hat die fantastische Fähigkeit, die Lebensaktivität niederer Wesen extrem zu verstärken. Die Frösche, mit denen experimentiert wird, vermehren sich in Windeseile und entwickeln sich zu riesigen Geschöpfen (die dann rasch beseitigt werden). Völlig unabhängig davon breitet sich zu dieser Zeit eine unerklärliche Hühnerseuche aus, der sämtliches Federvieh des Landes anheim fällt. Eieiei…Eier-Notstand! Und schon kommt der brachiale Funktionär Alexander Semjonowitsch Vluch (dessen Name ganz prächtig im Titel des Romans verwurstet wird) auf eine reichlich blöde Idee: Warum nicht den Pfirsichowschen Strahl auf importierte Hühnereier lenken, um dem Versorgungsengpass durch besonders große Brüter ein Ende zu bereiten? Dumm nur, wenn die Lieferung vertauscht wird und fälschlicherweise Reptilieneier im Labor landen …
Michail Afanassjewitsch Bulgakow (1891-1940) weiß mit seinem Kurzroman Die verfluchten Eier (1925) sehr viel Freude zu bereiten. Vielleicht, nein, sehr wahrscheinlich ist Das hündische Herz – das hier kürzlich vorgestellt wurde – der insgesamt bessere Text, doch sind Bulgakow die Eier noch kurzweiliger, humorvoller und deutlich zugänglicher geraten. Mit welcher Grandeur in dieser schmissigen Groteske mit Sprache gespielt wird! Haste nich jesehn. Erneut hat der Übersetzer Alexander Nitzberg für diese Neuausgabe im Galiani Berlin Verlag so ziemlich alles richtig gemacht. Watt willste sagen – Prädikat: Das Gelbe vom Ei!