”„Klarer Fall: In der Hundelotterie hatte Lumpi das Glückslos gezogen.“
Michail BulgakowDas hündische Herz
So ein russischer Winter ist schon ziemlich bitter(kalt). Umso mehr freut sich die streunende Promenadenmischung Lumpi als er mir nichts, dir nichts vom bourgeoisen Beauty Doc Filipp Filippowitsch Preobraschensk aufgelesen und in dessen Wohnung gelockt wird. Wer sollte denn auch ahnen, dass der experimentierfreudige Chirurg ihn schon bald mit der Hirnanhangdrüse und den Hoden eines kürzlich verstorbenen Menschen ausstatten würde? Wuff. Der bedenkliche Eingriff bewirkt jedoch keine Verjüngung des Tieres, wie sie der Arzt im Sinn hatte, sondern führt zu einer Vermenschlichung des Köters, der sich schon bald zu einem veritablen Raubein entwickelt. Schon sein erstes Wort zeigt an, wo die Reise hingeht: „Kneipe“. Fortan nennt sich der kettenrauchende, vulgäre Flegel „Polygraph Polygraphowitsch“ und provoziert Konflikte am laufenden Band. Doch wie hält man das diabolische Getriebe an?
Der ukrainisch-sowjetische Autor Michail Afanassjewitsch Bulgakow (1891-1940) hat die erste Fassung seines ganz famosen Romans Das hündische Herz. Eine fürchterliche Geschichte (früher auch Hundeherz) bereits Anfang 1925 geschrieben. Eine erste textologisch fundierte Ausgabe erschien in der UdSSR jedoch erst im Jahr 1989. Warum der satirische Roman lange Zeit nicht veröffentlicht werden konnte, merkt man schnell: zu kritisch, zu subversiv, zu modern, zu konterrevolutionär. Neu übersetzt und mit einem feinen Anmerkungsapparat und Nachwort versehen, liegt der Roman seit geraumer Zeit im Galiani Verlag vor. Es ist dem in Wien lebenden Übersetzer Alexander Nitzberg hoch anzurechnen, dass er den Text in ein sehr zeitgemäßes, frisches Deutsch übertragen hat, gespickt mit ein paar neckischen Austriazismen. Andere würden sagen: Ein tierisches Vergnügen! Aber das denken wir uns mal lieber. Wuff.